Parzival‘ in der Wasserkirche, kuratiert vom Musée Visionnaire
«Bonan Tagon», mit diesem Esperanto-Gruss, wachem Blick und spitzbübischem Schalk in den Augen empfing Parzival’ am 12. Juni während dem Zurich Art Weekend seine Besucher in der Wasserkirche am Limmatufer in Zürich. Die kulturneutrale Kunstsprache Esperanto ist für ihn der Grundstein zur völkerverbindenden Verständigung und damit der Schlüssel zum Weltfrieden. Aus diesem Grund setzt sich Parzival’ seit Jahrzehnten engagiert für die Verbreitung der Weltbrückensprache ein. Er lud die Mächtigsten der Welt zu einem Esperanto-Kurs ein, stellte Weltbürgerpässe aus oder erzählte von seinen neusten Ideen. Parzival’s Esperanto-Kurse sind selbstverständlich gratis. Geld, wie wir es kennen, ist Parzival’ überzeugt, sollte abgeschafft werden, weil es zu Krieg unter den Finanz-Mächten führt. Stattdessen möchte er die Weltwährung Espero einführen, die – analog zur Weltsprache – für alle Länder die gleiche ist und nicht auf politischen oder kulturellen Hintergründen gewachsen ist. Gerichtsverfahren, Inhaftierung und Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken nimmt Parzival’ in Kauf. Prägend für seinen weiteren Lebensweg war die Begegnung mit Garry Davis, dem Friedensaktivisten und Initianten der Weltbürgerbewegung. Durch die Erlebnisse als Bomberpilot der US-Air-Force im Zweiten Weltkrieg traumatisiert, gab Garry Davis seinen amerikanischen Pass ab und wurde staatenlos. Daraufhin erklärte er sich selbst zum Weltbürger und beantragte bei der UNO Asyl. Zeitweise lebte er auch in der Schweiz. Intellektuelle wie Albert Einstein, Jean-Paul Sartre, André Gide und Abbé Pierre sympathisierten mit seiner Idee der Weltbürgerbewegung. Wegen Dokumentenfälschung und Grenzüberschreitung ohne gültigen Ausweis geriet Davis in Konflikt mit dem Gesetz. Während der Inhaftierung lernte er Parzival’ kennen. I978 wurde er von Davis offiziell zum Soldaten der Weltregierung erklärt und im französischen Fernsehen zu seinem Sekretär ernannt. Zusammen reisten die beiden Gleichgesinnten nach Israel, wo sie die Welthauptstadt errichten wollten, aber allerdings gleich wieder ausgeschafft wurden. Dann wurde es still um Davis. Kurz vor seinem Tod machte er jedoch nochmals Schlagzeilen, als er Edward Snowden einen Weltbürgerpass nach Moskau schicken wollte. Parzival’ fühlte sich berufen und verpflichtet, Davis’ Erbe in die Welt hinauszutragen, mit Haut und Haar dem Weltfrieden zu dienen und erklärte seinen Wohnsitz in Sonceboz-Sombeval in Erinnerung an Garry Davis zum Sitz der Weltregierung. Die Geschichte von Parzival’ und Garry Davis ist faszinierend und wirft wichtige Fragen über Identität, Staatsbürgerschaft und den globalen Frieden auf. Parzival’, als Nachfolger von Davis, verfolgt eine Vision von einer Welt, in der die Menschen nicht durch nationale Grenzen, sondern durch gemeinsame Werte und Ideale verbunden sind. Die Idee der Weltbürgerbewegung, die von prominenten Intellektuellen unterstützt wurde, stellt einen radikalen Ansatz dar, der im Gegensatz zu den aktuellen geopolitischen Strukturen steht. Parzival’ symbolisiert den Wunsch nach einer neuen Ordnung, die auf Kooperation und Nachhaltigkeit basiert und das Musée Visionnaire schloss sich zu diesem Zweck am Zurich Art Weekend zusammen mit der Wasserkirche